Barfberatung Franken

"Franken-BARF" - Ihre Ernährungsberatung für Hunde und Katzen im Nürnberger Land

BARF-Mythos #8:

Vom BARFen wird der Hund nicht satt


Text von Nadine Wolf (https://mashanga-burhani.blogspot.de)

  

BARF-Mythos #8:

Vom BARFen wird der Hund nicht satt oder auch: Mein Hund frisst mir die Haare vom Kopf


Immer wieder liest man in Internetforen, dass Hunde mit den „normalen“ Futtermengen, die man bei BARF üblicherweise ansetzt (2‒4 % des  Körpergewichts: große Hunde eher 2‒3 %, kleine eher 3‒4 %) nicht zurechtkommen und trotz immenser Futtermengen abnehmen. Die Hunde fressen dann meist utopisch große Fleischberge und sind dennoch zu dünn. Wie kommt es dazu und wie kann man entgegenwirken?

Die Erklärung ist eigentlich recht einfach: dem Hund fehlt es meist an Energie! Denn viel Futter heißt im  Umkehrschluss nicht unbedingt auch viel Energie.

Der Grund für die Energiearmut so mancher BARF-Portion ist das menschliche Bestreben, möglichst mageres Fleisch zu füttern, weil Fett schlichtweg in unseren Köpfen als „böse“ verankert ist. Nur zu gern kaufen wir für uns selbst fettreduziertes Essen, schneiden die Fettränder vom Fleisch ab und züchten sogar Schlachttiere, die möglichst wenig davon haben. So kommt es auch dazu, dass in vielen BARF-Läden oder –Shops recht mageres Fleisch angeboten wird. Für den Hund ist das aber fatal, denn Fett ist für ihn die Energiequelle Nummer 1! 


Wieso ist Fett so wichtig für den Hund?

Während eine stark kohlenhydratreiche Ernährung für Hunde negative Folgen hat, hat fettreiches Futter für einen gesunden (!) Hund keinerlei unerwünschte Konsequenzen. Fett wird von Hunden in sehr großen Mengen verwertet (bis zu 10 g Fett pro kg KM haben keinen nachteiligen Einfluss – auch keine Risikoerhöhung für Pankreatits), ist effizient, weil es wesentlich mehr Energie liefert als Kohlenhydrate (nämlich 9,3 kcal an Stelle von nur 4,1 kcal), es dehnt sich im Magen nicht aus (was ein Vorteil ist, wenn man einer Magendrehung vorbeugen will) und die Akzeptanz ist bei Hunden meist sehr groß, d. h. sie fressen es sehr gern. Außerdem liefert Fett natürlich auch essenzielle Fettsäuren, die der Hund selbst nicht bilden kann. Einen Kohlenhydratbedarf haben Hunde hingegen nicht.

Dem Beutetierkonzept bei BARF folgend, ist ein angemessener Fettanteil ausschlaggebend. Bei Wildtieren liegen dabei der saisonal bedingt   unterschiedliche Fettgehalt vor. Es ist also sinnvoll, hier einen Jahresdurchschnitt zu berücksichtigen. Betrachtet man z. B. den Körperfettgehalt von wilden Hirschen, so beträgt der zwischen 5 und 15 % bezogen auf das Körpergewicht ohne Darminhalt (siehe z. B. "Validation of mule deer body composition using in vivo and postmortem indices of nutritional condition"). Dieser Wert sollte auch bei BARF ungefähr abgebildet werden, um negative Konsequenzen zu vermeiden.

Füttert man nur mageres Fleisch, hat der Hund schnell ein Problem. Denn Eiweiß soll dem Hund nicht als Energiequelle dienen, weil bei der Verstoffwechselung von Eiweiß Abbauprodukte entstehen. Das ist zwar völlig normal, aber wenn der Hund überwiegend Eiweiß zur Energieversorgung nutzen muss, dann entstehen zu viele  Eiweißabbauprodukte und das überfordert auf Dauer Leber und Nieren. Schon allein aus diesem Grund sollte man fettes Fleisch füttern. Es sollte mindestens 15‒25 % Fett, bezogen auf den Muskelfleischanteil enthalten. Das sollte nicht verwechselt werden mit dem Fettgehalt der Gesamtration. Der ist dann natürlich etwas niedriger, weil die anderen Zutaten (z. B. Pansen oder Innereien) viel weniger Fett enthalten.

Vor allem wenn der Hund allergiebedingt nur Geflügelfleisch oder Pferdefleisch fressen darf, muss man darauf achten, dass der Hund genug Energie bekommt, denn diese Fleischsorten sind ganz besonders fettarm. Oftmals findet man leider keine Angabe zum Fettgehalt des Fleisches. Daher muss man sich auf den optischen Eindruck verlassen. Das Fleisch sollte gut marmoriert sein oder einen großen Fettrand haben.

Nun muss man aber nicht in Panik geraten, weil der BARF-Shop in dem man einkauft, nur mageres Fleisch anbietet oder der Hund Allergiker ist und nur Pferd fressen darf. Die Lösung für das Problem ist sehr einfach: Wenn das Fleisch zu mager ist, gibt man ganz einfach Fett hinzu. Man kann für diesen Zweck Geflügel- oder Lammfett, Pferdefett oder Rindertalg einsetzen. Man kann auch Schweineschmalz geben, allerdings ist frisches, naturbelassenes Fett besser. Butterfett, Palmkernfett oder Kokosöl sollte man wegen ihrer abführenden bzw. Brechreiz erregenden Wirkung nicht in größeren Mengen füttern.


Was kann man tun, wenn das Fleisch zu mager ist?

Man muss nur eine kleine Anpassung in der Ration vornehmen. Angenommen, der Futterplan sieht 240 g durchwachsenes Muskelfleisch vor und das Fleisch, was gerade zur Verfügung steht, hat nur 5 % Fett. Das wäre z. B. bei magerem Rindfleisch der Fall. Dauerhaft sollte aber wie bereits erwähnt, Fleisch mit mindestens 15 % Fettanteil verwendet werden. In dem Fall würde man das Fleisch mit ca. 25 g Fett ergänzen und diese 25 g dann beim Muskelfleisch abziehen. Das bedeutet, man füttert ca. 215 g Muskelfleisch und 25 g extra Fett, was in Summe dann wieder eine Fleischmenge von 240 g ergibt. Diese Gesamtmenge verfügt dann über einen ausreichend hohen Fettanteil.

Man sollte übrigens nicht von heute auf morgen große Mengen Fett zum Futter hinzugeben, sondern dem Organismus eine Chance geben, sich an die erhöhte Fettzufuhr zu gewöhnen. Ein Hund, der z. B. jahrelang Trockenfutter bekommen hat (sehr viele Kohlenhydrate, moderater Fettanteil), dann auf eine zu magere Version von BARF umgestellt wird und dann auf einmal viel Fett bekommen soll, könnte ein Problem mit der Bauchspeicheldrüse entwickeln, wenn man so vorgeht. Daher sollte man die Fettmenge langsam, über einen längeren Zeitraum steigern und nicht sofort die maximale Menge füttern. Man muss sich ja auch an die Menge herantasten, die der Hund benötigt. Gleichzeitig sollte man natürlich die Futtermenge wieder auf ein normales Maß herunterfahren. Ziel der Anpassung war schließlich, dass der Hund nicht mehr so viel magere Zutaten fressen muss, um sein Gewicht zu halten.

Natürlich kann man die Energiemenge im Futter auch durch die Gabe von Kohlenhydraten erhöhen. Vor allem bei nimmersatten Hunden macht es Sinn,    zusätzlich z. B. noch etwas Reis anzubieten, weil dadurch die Futtermenge erhöht wird (hier hat die Ineffizienz der Kohlenhydrate hinsichtlich des Energiegehaltes einen Vorteil).


Wie erkenne ich den Fettgehalt?

Nicht immer steht der Fettgehalt des Fleisches auch auf der Packung. Kauft man direkt beim Schlachthof ein, so weiß man oft nicht, wie hoch der Fettanteil ist. Es ist nicht relevant, den Fettanteil ganz genau einzuschätzen, eine grobe Richtung ist vollkommen ausreichend. Dazu kann man sich am Fettgehalt von anderen Fleischsorten orientieren, indem man einfach mal einen Blick in die Regale im Supermarkt wirft: Hühnerbrust ist sehr mager und hat nur ca. 1 % Fett, wogegen zum Beispiel Hackfleisch eher 20-25 % Fett hat - man erkennt dort das Fett. Das kann man mit bloßem Auge sehen. Wer unsicher ist, kann einfach mal ein paar Packungen Fleisch im Supermarkt in die Hand nehmen und einen Blick auf das Label werfen. So bekommt man etwas Übung.


Wie erkennt man, dass der Hund zu wenig Energie zu sich nimmt?

Man kann den wahren Energiebedarf eines Hundes leider nicht berechnen. Auch wenn einige Leute das gern behaupten und es natürlich für Hunde Formeln dafür gibt – eine korrekte Berechnung ist nicht möglich, denn derartige Werte sind immer nur eine Orientierung, die auf das einzelne Lebewesen gar nicht zutreffen muss. Zwar kann man den Energiegehalt des Futters abschätzen (auch da müssen Schätzwerte herhalten, denn es gibt zwar Kalorientabellen, aber letztendlich weiß man eben nicht, wie viel Energie das Stück Fleisch hat, was nun gerade im Napf landet) und auch den Kalorienbedarf „berechnen“ (Hunde im Erhaltungsstoffwechsel benötigen etwa 0,5 MJ umsetzbare Energie pro kg KM^0,75 pro Tag), aber ich kenne keinen Hund, auf den die Werte zutreffen ;)

Und nun? Tja, man muss hier mit Augenmaß vorgehen, seinen Hund beobachten und kann als Orientierungshilfe eben die Empfehlung 2‒4 % des Körpergewichts zu füttern, hernehmen. Braucht ein ausgewachsener, normal aktiver, großer Hund mehr als 2‒3 % Futter, würde ich auf jeden Fall den Energiegehalt des Futters überdenken. Für kleine Hunde gilt ein etwas höherer Wert, da sie allgemein höhere Bedarfswerte haben. Hier kann man sich an einem Wert von 3‒4 % orientieren.

Natürlich kommen auch andere Ursachen für hohe Futtermengen in Betracht: Parasiten oder gewisse Erkrankungen der inneren Organe wie z. B. der    Bauchspeicheldrüse. Es gibt auch einfach Hunde, die „schlechte Futterverwerter“ sind und daher mehr Futter benötigen. Allerdings habe ich festgestellt, dass die Futterzusammensetzung sehr oft die Ursache ist, weil die Besitzer schlichtweg zu mager füttern.


Fazit

Fett ist nicht böse! Nein, der Organismus des Hundes benötigt genügend Fett, um den Energiebedarf zu decken. Zwar vertragen viele Hunde auch Kohlenhydrate gut, aber Fett hat gegenüber diesem Energielieferanten viele Vorteile. Braucht ein Hund sehr große Futtermengen, sollte man in jedem Fall den Fettgehalt des Futters überprüfen und ggf. zusätzliches Fett zur Verfügung stellen.


Text von Nadine Wolf (https://mashanga-burhani.blogspot.de)


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